An diesem Wochenende wird in weiten Teil der westlichen Hemisphäre das Osterfest gefeiert. Das kann für Menschen verschiedenes bedeuten: Für die einen sind es ein paar zusätzliche freie Tage, für die anderen ein Bauch voller Schokolade, für wieder andere wertvolle Zeit mit der lieben Familie.
Analog zu Weihnachten sind sich allerdings viele Menschen der Herkunft dieses Festes nicht mehr wirklich bewusst. Während bei Weihnachten im alljährlichen Konsumtrubel mehr und mehr ein Umdenkprozess stattfindet und die Kernthemen Liebe und Mitgefühl doch immer wieder mehr in den Fokus rücken, möchte ich mit diesem Artikel auch ein paar Impulse liefern, wie wir das Thema Ostern in Bezug auf unsere Persönlichkeitsentwicklung und Selbstentfaltung nutzen können.
Ostern als heidnischer Ursprung
Wir feiern Ostern als christliches Fest, wenngleich etliche Forscher behaupten, dass sein Ursprung viel weiter zurückliegt. Bereits seit tausenden von Jahren gibt es Frühjahrsfeste, Fruchtbarkeitsrituale und Feuerbräuche, um das Alte abzuschließen und das Neue willkommen zu heißen (analog beispielsweise zum heutigen Osterfeuer). Der Duden leitet das Wort „Ostern“ vom altgermanischen Austrō ab, was im Deutschen für „Morgenröte“ steht und eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete. Im Altenglischen wurde daraus dann Ēostre, was sich wiederum zu „Easter“ entwickelt hat. Manche Theorien gehen auch davon aus, dass diese Feste zu Ehren der Frühlings- und Morgengöttin abgehalten wurde, die im lateinischen wiederum als „Aurora“ bezeichnet wird.
Was für ein Jubel muss es schon damals gewesen sein, wenn die Tage langsam wieder länger, nach einem kalten Winter viele Pflanzen wieder grün werden und die Welt im Frühlingsduft erwacht.
Auch heute ist der Lauf des Lebens unverändert. Die Jahreszeiten wandeln sich – und wir sind mittendrin und können uns dem nicht entziehen. Eine spannende Frage ist nun, ob du diesen Wandel bewusst wahrnimmst – und dir die Zeit gönnst, Vergangenes abzuschließen und das Neue mit offenen Armen und offenem Herzen willkommen zu heißen.
Ostern als christliches Fest
Nach jedem Leid, nach jeder Dunkelheit kommt ein neuer Morgen, kommt ein neues Licht.
Auch die christliche Sicht auf diese Dinge ist hochspannend. Es gibt viele verschiedene Arten, die Bibel auszulegen. Manche tun es wortwörtlich, andere sehen wiederum die Symbolkraft der Geschichten – und finden in der Bibel Archetypen und Gleichnisse, die sich durch alle Epochen und alle Orte dieser Welt ziehen – nur eben stets in anderen Formen und mit anderen Namen.
Die Leidensgeschichte Jesu – hin zu seinem Tod und dann wiederum seine Auferstehung bietet eine Menge Stoff für eine symbolische Betrachtung, von der wir eine Menge für unser persönliches Leben ableiten können.
Karfreitag ist der Tag, am dem Jesus gestorben ist. An dem er ans Kreuz genagelt wurde.
Wir alle kennen unser Kreuz – wir alle kennen vielleicht dieses eine Thema, diesen einen Schmerz, auf den wir immer wieder zurückgeworfen werden. Wut, Ohnmacht, Angst – es kann wirklich vielfältig sein.
Was können wir an dieser Stelle lernen? Der Clou an der Geschichte: Jesus ließ sich freiwillig ans Kreuz nageln. Er gab sich voll seinem Schicksal hin ohne das Wissen und die Kontrolle darüber, was danach passieren würde.
Wir alle haben es gewiss schon mal erlebt oder spüren es intuitiv. Wenn wir ein Thema vermeiden, wenn wir mit allen Mitteln probieren, es ins Reich der Schatten zu verdrängen, wird es doch immer wieder kommen – und ganz gewiss nicht von selber verschwinden. Weil es aufgelöst werden möchte, weil es zu unserem menschlichen Entwicklungsprozess gehört, dass wir es uns angucken. Bewusste Hingabe an unser eigenes Kreuz ist gewiss kein „schönes“ Gefühl – aber die Fähigkeit in diesem Feuer stehen zu bleiben eine der stärksten Tugenden, die du in diesem Leben entwickeln kannst
Wo in deinem Leben vermeidest du noch Schmerz, vom dem du weißt, dass du eigentlich durch ihn hindurch musst, um freier zu werden?
Um dann niemals zu vergessen: Am Ostersonntag ist Jesus wieder auferstanden.
Egal wie schlimm es ist: Nach dem Schmerz wird auch immer wieder die Auferstehung kommen. Das wussten schon die alten Germanen, das wusste die Bibel – und das dürfen auch wir immer wieder erleben.